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11.11.2018

October / 10 out of 12

Nach Praktikumsende dachte ich, dass ich mir nun richtig Zeit nehmen würde für all das hier, das Schreiben, die Fotos und so weiter. Aber manchmal kommt wirklich einfach das Leben dazwischen, plötzlich ist alles nicht so einfach, die Prioritäten ändern sich und somit mein Fokus. Der Oktober war kein schöner Monat, auch wenn mir im Nachhinein unglaublich viele positive Dinge einfallen die passiert sind. Ich war mit meinen Eltern in der Türkei, wir waren tauchen, Fahrrad fahren, haben am Strand entspannt und sind durch die schönen kleinen Straßen Kaş spaziert. Ich habe zwei Wochen in Stuttgart verbracht, meine Familie wieder gesehen und so viele Freunde getroffen, bin oft laufen gewesen und habe mich wieder ein bisschen in meine Heimatstadt verliebt. Für einen Tag sind wir sogar nach Luzern gefahren, um meine Schwester zu besuchen, was auch sehr schön war. Zurück in Berlin habe ich endlich wieder Zeit mit meiner Mitbewohnerin verbracht, die Leute aus dem Praktikum wieder gesehen und war im Tanzen. 
Auf der anderen Seite habe ich diesen Monat so viel gezweifelt wie seit Jahren nicht, so wenig geschlafen, so viel mit mir selbst gehadert, mit allem was ich mache und bin. Den Boden unter den Füßen verloren, war so enttäuscht und habe so viel Feindseligkeit aufgebaut, gegenüber mir selbst.

Gelesen: "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt" von Haruki Murakami. Noch absurder, als alles andere, was ich bis jetzt von dem japanischen Autor gelesen habe und irgendwie unglaublich düster, aber auch wieder ein wahnsinnig gutes Buch! Anschließend habe ich "Sand" von Wolfgang Herrndorf gelesen und war total begeistert. Es hat ein paar Seiten gebraucht, bis ich mich wieder an seinen eigenen Schreibstil und an die unterschiedlichen Erzählstränge gewöhnt hatte, aber dann konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen.

Gehört: Den Soundtrack von "A Star is born" rauf und runter. Wie kann Lady Gaga eine so wahnsinnige Stimme haben und sie durch ihre eigene Musik so oft verstecken? Außerdem habe ich mich total in "The Veils" verliebt, endlich wieder eine Band, die ich wirklich rauf und runter hören kann, jedes einzelne Album ist einfach so gut! Und natürlich habe ich "Closer" gehört, die neue Single von meinen Freunden von Eau Rouge.

Gesehen: "A Star Is Born" im Kino, der Film hat mich einfach so begeistert. So berührend, traurig, aber gleichzeitig einfach auch wahnsinnig schön und humorvoll. Ich glaube ein Film hat mich schon lange nicht mehr so überzeugt! Auch gut war "Girl", den habe ich ebenfalls im Kino geschaut, ein kleiner belgischer Film über ein Mädchen, das im Körper eines Jungen geboren wurde und Balletttänzerin werden möchte. Die Geschichte ist unglaublich berührend und regt zum Nachdenken an, allerdings war das Ende offen, was mich im ersten Moment etwas genervt hat. Generell habe ich aber gemerkt, dass ich definitiv wieder öfter ins Kino gehen sollte, es ist einfach doch immer echt cool.
Auf Netflix habe ich endlich "Drive" gesehen und war auch total begeistert. Warum brauche ich immer so lange, bis ich die guten Filme anschaue?

Gedacht: Wie schnell ändern sich die Dinge, wie unberechenbar sind Menschen, Beziehungen und Gefühle... Wie kann man nur so den Boden unter den Füßen verlieren, wie kann etwas so viel mehr weh tun, als man erwartet hätte? Wie viel verletzlicher bin ich ohne klare Strukturen, einen klaren Alltag? Es ist erstaunlich, wie ich von einem auf den anderen Tag in ein Loch falle, alle positiven Dinge ausblende und nur noch die vermeintliche Sinnlosigkeit in allem sehe.
Ich arbeite momentan bei Zenjob, die vermitteln Promoter Jobs und so weiter. Das alles ist also kurzfristige Beschäftigung, es wird ordentlich bezahlt und ist flexibel. Allerdings macht es für mich einfach überhaupt keinen Sinn, ich bewundere die Leute, die so etwas auf Dauer machen können, ich verzweifle schon nach einer Woche... Einfach weil die Arbeit für mich kein Ergebnis hat und das etwas ist, das ich brauche. Ein Ergebnis. Etwas, für das es sich lohnt zu arbeiten und irgendwie merke ich, dass Geld alleine mir nicht reicht um dem Ganzen einen Sinn zu geben.
Irgendwie habe ich im Oktober auch wieder gemerkt, auf wen man sich verlassen kann und auf wen nicht. Dass jeder sein eigenes Päckchen zu tragen hat und dass manchmal einfach alles zusammen kommt. Dass Leute, von denen ich es nicht erwartet habe, so für mich da waren, dass ich in Stuttgart doch mehr gute Freunde habe als ich immer annehme und dass zwei Wochen zuhause auch mal wahnsinnig schön sind. Und dass auf der anderen Seite Menschen, die man für sehr gute Freunde hielt, einfach doch nur gute Bekannte sind.
Lieblingsmoment: Diesen Monat ist es wirklich schwer, einen schönsten Moment zu benennen. Weil einfach so viel überschattet wurde von unguten Gefühlen und Situationen, sind es vielleicht einfach mehrere kleine Momente. Zum Beispiel das Gefühl beim Tauchen, wenn alles ruhig ist und man in dieser Welt schwebt, die man sonst einfach nicht zu sehen bekommt. Oder die Sonne auf der Haut zu spüren, das Meer zu hören und ein gutes Buch zu lesen.
In Stuttgart war es dann ins Kino zu gehen, unglaublich begeistert von einem Film zu sein. Oder gute Gespräche mit alten Freundinnen zu führen und sich einfach nach langer Zeit immer noch so gut zu verstehen. Mit meiner Mutter zu laufen oder mit einem guten Freund einen Kaffee zu trinken oder einfach mal in den Arm genommen zu werden.

Lieblingszitat:  "Always the summers are slipping away, find me a way for making it stay." - Porcupine Tree "Trains"
Hallo November: November, das heißt mein Geburtstag steht vor der Tür. Außerdem werde ich diesen Monat für eine Woche in Israel sein, eine meiner besten Freundinnen besuchen, die momentan ein Auslandssemester in Jerusalem macht. Ich freue mich schon sehr und bin total gespannt auf das Land, die Städte, das Tote Meer und so weiter. Ende des Monats fahre ich eventuell noch mal nach Stuttgart, wobei ich mir im Moment nicht sicher bin, ob sich das lohnt, da ja dann auch schon bald Weihnachten ist und ich dann wieder unten bin. Ansonsten heißt es einfach arbeiten diesen Monat, tanzen und versuchen, mich ein bisschen um mich selbst zu kümmern und einen Weg aus meinem Loch zu finden.
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2 Kommentare

  1. Richtig schöner Post! Bei der Einleitung dachte ich, wow okay das hätte auch ich sein können. Manchmal schickt einen das Leben aber einfach auf eine gefühlsmäßige Achterbahn, tue man was es wolle..
    Und danke für deine kleinen Filmtipps, da weiß ich, was ich demnächst mal anschauen werde :)

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  2. Ich verstehe dich so sehr.. ich dachte auch dass nach dem Abi die produktivste und kreativste Zeit meines Lebens beginnt.. war dann aber doch nicht so :) Dein Post ist wunderbar geworden, vor allem gefallen mir die Fotos.. sie sind einfach Kunst <3 Du bist übrigens ein wahnsinnig schöner Mensch.. ich bin richtig sprachlos gerade!! Ich freue mich schon auf den nächsten Post von dir :)
    Alles Liebe, Lea von http://leachristin.com

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