> Herbstlektüre | In pale moonlight

14.10.2018

Herbstlektüre

Ich glaube es ist Jahre her, seit ich das letzte Mal hier so wirklich über Bücher geschrieben habe. Dabei lese ich, vor allem seit ich mein Studium abgebrochen habe, wieder unglaublich gerne und viel und möchte deswegen vier Bücher vorstellen, die ich im letzten Jahr besonders gut fand. Vielleicht ist ja für den ein oder anderen eine Herbstlektüre dabei. Was sind eure liebsten Bücher zurzeit?
Haruki Murakami: Mister Aufziehvogel

Gerade hat er seinen Job gekündigt, jetzt verbringt Toru Okada seine Tage zuhause, denkt über das Leben nach, kümmert sich um den Haushalt und kocht. Doch mit der Suche nach seinem verschwunden Kater beginnen sich andere Wirklichlichkeiten für den Protagonisten aufzutun: persönliche, erotische, ökonomische. Eine Menge ungewöhnlicher Menschen treten auf ein Mal in sein Leben: Hellsehende Schwestern, die die Namen der griechischen Inseln Malta und Kreta tragen, ein Mädchen aus der Nachbarschaft, ein alter Offizier, eine mysteriöse Frau am Telefon. Sie alle bringen neue Handlungsstränge mit sich. Neue Realitäten tuen sich auf, die scheinbar so treue Frau verlässt ihn ohne ein Wort, ein ausgetrockneter Brunnen gewinnt an Bedeutung und übersinnliche Fähigkeiten scheinen beinahe normal. 
Das Buch ist unglaublich gut geschrieben, fesselnd, irgendwie real und echt, trotz der Mystik, der Hellseherinnen und der Ausflüge in andere Realitäten. Ich konnte es beim Lesen kaum wieder aus der Hand legen.
Stewart O'Nan: Westlich des Sunset

Ein Buch über einen Künstler, der alles hatte und alles verlor. Über seine verzweifelten Versuche, die glanzvollen Jahre voller Ruhm, Partys, Anerkennung und Reichtum zurück zu holen. Über eine neue große Liebe am Ende eines Lebens und über den Kampf gegen das Vergessen werden. Auf der einen Seite das schillernde Hollywood, die Feste, die Stars, die Kulissen der Filmindustrie. Auf der anderen Seite F. Scott Fitzgerald, seine Schulden, seine Alkoholsucht, seine psychisch kranke Frau, die in einem Krankenhaus auf der anderen Seite des Landes ist, die schwierige Beziehung zu seiner Tochter, die im Internat ist. 
Die tragische Geschichte F. Scott Fitzgeralds, unglaublich berührend, obwohl die Sprache einfach gehalten ist, fast schon nüchtern. Ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen und natürlich sofort Lust bekommen, die Werke von F. Scott Fitzgerald noch mal zu lesen, vor allem natürlich "The Great Gatsby"
Robert Seethaler: Der Trafikant

Die Geschichte eines siebzehnjährigen Jungen, der kurz vor dem zweiten Weltkrieg aus dem Salzkammergut nach Wien zieht, um dort bei einem Trafikanten zu lernen und Geld zu verdienen. Von der Großstadt ist der verträumte Franz Huchel zunächst völlig überwältigt. Bald lernt er jedoch Sigmund Freud kennen, der Stammkunde in der Trafik ist. Als Franz sich Hals über Kopf in die Böhmin Anezka verliebt, sucht er bei dem alten Professor Rat und zwischen den beiden entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft. Schon bald wird Franz aber von den Geschehnissen der Zeit eingeholt.
Nachdem ich davor einige englischsprachige Bücher gelesen habe, hat Robert Seethaler mit "Der Trafikant" meine Liebe zur deutschen Sprache wieder aufblühen lassen. So unglaublich schön, leicht und irgendwie poetisch geschrieben. Man ist als Leser so nah dran am Wien der dreißiger Jahre, an den Erlebnissen des Protagonisten.
Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur

Nach dem bei ihm 2010 ein Glioblastom diagnostiziert wird, beginnt der Autor Wolfgang Herrndorf ein digitales Tagebuch zu führen, um seine Freunde über seinen Gesundheitszustand auf dem Laufenden zu halten. Später beschloss er, das Tagebuch als Blog öffentlich zu machen. Herrndorf lässt seine Leser teil haben an seinen Tagen, an dem Verlauf seiner Krankheit, der Manie und an der Arbeit an seinen begonnenen Romanen "Tschick" und "Sand". Denn schon kurz nach dem der Krebs diagnostiziert wird fasst er den Entschluss, wie er seine verbleibende Lebenszeit verbringen möchte: "Arbeit und Struktur". Sein gleichnamiger Blog wurde auf Herrndorfs Wunsch nach seinem Tod lektoriert und als Buch veröffentlicht.
Die kurzen, fragmentarischen Texte sind unglaublich literarisch, obwohl der Blog ursprünglich als Informationsmedium gedacht war. Das Buch ist beklemmend und fesselnd zugleich, stellenweise auch witzig und einfach nur berührend. Da es sich um die wahre Geschichte des "Tschick"-Autors handelt, regt es gleichzeitig zum Nachdenken an, über das Leben, über die Arbeit und über den Tod.
SHARE:

1 Kommentar

  1. Ahh, sehr gerne mehr solcher Posts! Im Herbst bin ich auch wieder total in Leselaune haha :)

    Viele liebe Grüße, Julia ☾ | www.serendipityblog.de

    AntwortenLöschen

Blogger Template Created by pipdig