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21.08.2017

One year in Berlin

Kaum zu glauben, dass es nun schon wieder fast ein Jahr her ist, dass ich nach Berlin gezogen bin. Seit dem ist so viel passiert, so vieles hat sich verändert, ich habe mich verändert. Und trotz meines Alltags hier, obwohl ich mich schon lange eingelebt habe und mich zuhause fühle, gibt es immer wieder Momente, in denen ich das alles nicht glauben kann. 
Anfang Oktober letzten Jahres fuhren meine Eltern und ich von Stuttgart nach Berlin. Im Gepäck acht Kisten, meinen Kleiderschrank, mein Ikea-Regal und meinen Schreibtischstuhl, das Ziel: Wedding/Reinickendorf. Dort habe ich ein hübsches Altbauzimmer mit Balkon, Bett und Schreibtisch bezogen. Mini-Wohnzimmer, eine Mitbewohnerin, Bad, Küche und Fluglärm inklusive. Das erste Mal alleine gewohnt, ohne Familie, in einer WG mit einer Fremden. Niemanden gekannt, fremd gewesen und trotzdem schnell zuhause gefühlt.

Dann nach nur einer Woche fing die Uni an. Vorfreude, Angst und ein bisschen Erleichterung. Endlich Leute kennen gelernt, nicht mehr alleine in dieser großen Stadt gewesen. So viele neue Erfahrungen, neuen Aufgaben, ein neuer Alltag. Sich selbst ein bisschen neu erfunden, denn hey, niemand wusste wer und wie man ist. Ein bisschen einsam gewesen, denn alle Bekanntschaften waren neu. Aber es gab zu viele Dinge zu erleben, um sich darum zu kümmern, man musste sich in den Uni-Alltag einfinden, einen Job suchen, tanzen. Alles war neu und aufregend, ich war glücklich in meiner Lieblingsstadt zu wohnen. 

Dann viel Besuch gehabt, meine Großeltern im Oktober, meine Mama als Überraschung zu meinem 20. Geburtstag. Ein paar Tage später eine gute Freundin und dann Ende November meine Schwester. Mit allen die Stadt erkundet, Gemüse-Döner gegessen, Café getrunken, auf den Flohmarkt gegangen. Und anschließend völlig durchgefroren ins Bett gekuschelt, Glühwein getrunken und Schokolade gegessen. Denn schon der Herbst in Berlin war eisig kalt, der ungewohnte Wind geht durch Haut und Knochen. Die Winterjacke habe ich bereits Ende Oktober ausgepackt. Im Dezember dann endlich einen Job gefunden, wieder Einzelhandel, diesmal Tanzfachgeschäft.

Dann über Weihnachten das erste Mal zurück in Stuttgart gewesen. Dort Freunde und Familie wieder gesehen, alles wie gehabt, als hätte jemand nur kurz auf Pause gedrückt. Eine wunderschöne, aber viel zu kurze Zeit daheim verbracht. Über Silvester dann Skifahren in der Schweiz mit Familie und Freunden.

Im Januar wegen langanhaltender Schmerzen im Fuß beim MRT gewesen - Knochenmarksödem. Sechs Wochen nur mit Schiene laufen, keinen Sport außer schwimmen. Den Winter in Berlin so richtig satt gewesen und kurzerhand für die Semesterferien einen Flug nach Thailand gebucht. Auf einem Konzert gewesen, Stuttgarter kennen gelernt und zum ersten Mal Schwäbisch nicht als nervigen Dialekt empfunden. Denn so klingt Heimat. Mitten in der Lernphase zum ersten Mal so richtiges Heimweh gehabt und kurzerhand noch am selben Tag mit Blablacar nach Stuttgart gefahren. Ein wunderschönes Wochenende zuhause verbracht und Sonntag mit dem Nachtbus nach Berlin zurück gefahren. Besuch bekommen, Französisch gelernt, das Avenged Sevenfold Konzert besucht, Französisch Prüfung geschrieben. Viel zu spät für Linguistik gelernt, das Haus nicht verlassen, das Wochenende lernend und packend verbracht. Am Abend nach der Prüfung nach Stuttgart gefahren.

Schon am nächsten Abend dann der Flug nach Thailand. Wunderschöne vier Wochen dort verbracht und mich komplett in das Land verliebt - ich möchte zurück nach Asien! Viel zu schnell musste ich wieder zurück ins kalte Deutschland, viel zu viele Dinge habe ich noch nicht gesehen...
Bevor das Semester begann habe ich noch zwei Wochen in Stuttgart verbracht und eine wunderschöne Zeit gehabt, voller Cafébesuche, Freunde und Frühlingswetter.

Zurück in Berlin hat das zweite Semester begonnen, ich habe Besuch von zwei Freundinnen bekommen, gearbeitet und nach der Verletzung wieder mit dem Tanzen begonnen. Dann zum ersten Mal im Sisyphos gewesen und gemerkt, dass auf Techno feiern doch viel mehr mein Ding ist, als Hip Hop. Mit einer Freundin auf dem "Oh Wonder"-Konzert gewesen. Danach krank geworden und zum ersten Mal im Bett geblieben. Zwei Wochen später das Konzert von Freunden von mir besucht ("The Art of Boys") und einen super witzigen Abend mit Bier und Schwäbisch verbracht. Die ersten richtigen Sommertage in Berlin genossen, viel Fahrrad gefahren und die Stadt viel besser kennen gelernt.

Dann Ende Mai für eine Woche zuhause gewesen, weil meine Schwester 18 wurde. Geburtstag gefeiert, Pizza gegessen, auf dem Marienplatz gesessen, Wegbier getrunken, im Fluxus gewesen. Frühstücken und Café trinken gewesen, mit meiner Oma schwimmen gegangen und Romeo und Julia gesehen. Einfach eine wunderschöne Zeit zuhause verbracht. Viel zu schnell wieder zurück nach Berlin, zurück in die Realität, zurück in den Alltag. Irgendwo zwischen Heimweh, Vino und Sommerabenden auf Balkonien eine Sinnkrise bekommen und entschieden, mein Französisch-Studium abzubrechen.

Dann Besuch von meinen Eltern bekommen, mit meinem Vater auf dem System of a Down Konzert gewesen, den Rosenthaler Platz und die vielen kleinen Restaurants und Cafés am Prenzlauer Berg für mich entdeckt. Den Geburtstag meiner Mama in Woltersdorf am See und Abends beim Essen im Chen Ché Teehaus gefeiert und am Tag danach mit meiner Schwester im Bergmannkiez in den Bars unterwegs gewesen.

Während die Prüfungsphase näher rückte den Park am Gleisdreieck für mich entdeckt, Balkonabende mit Vino verbracht und neue Freundschaften geschlossen. Regelmäßig schwimmen gegangen und die Nachmittage lernend auf meinem kleinen Balkon verbracht. Irgendwie immer noch in der Sinnkrise gesteckt und beschlossen umzuziehen. Durch Zufall ging die WG-Suche total schnell und im Nu war der neue Mietvertrag unterschrieben.
Zwischen all dem Unistress während der Fashionweek die Hashmag Blogger-Lounge besucht. Dann zwei Wochen nur noch gelernt, bis die Prüfungen endlich endlich geschafft waren.

Dann ging es direkt nach Stuttgart, Abiball meiner Schwester, Marienplatzfest, Fluxus-Sommerfest,  Bier am Palast der Republik, das ein oder andere Wiedersehen und ein paar wunderschöne Pizzaabende im L.A. Signorina. Beim Auftritt meiner alten Ballettschule geholfen und letztendlich sogar ein bisschen mitgetanzt. Mit der Familie den Schulabschluss meiner Schwester gefeiert, schwimmen gewesen und im Garten gefrühstückt. Zwischendurch war das Wetter wirklich mau, am letzten Tag wurde es aber wieder wunderschön. Den letzten Abend im L.A. Signorina und am Palast der Republik verbracht. Glücklich gewesen, bis ich zu meinem Nachtzug musste. Dann kam der Abschied, die Tränen und es folgte das schlimmste Heimweh, das ich je hatte...

Zwischen Zweifel und Unsicherheit mein neues Zimmer gestrichen, meine Sachen zusammen gepackt und zwei Wochen lang durch gearbeitet. Dank meiner Mama und ihrer Freundin den Umzug geschafft und plötzlich, endlich raus aus dem Wedding gewesen. Hallo Alt-Treptow! Gearbeitet, Freunde getroffen, endlich ein richtiges WG-Leben geführt, ins Tanzen gegangen, geschwommen und gelaufen. Die Gegend erkundet, im "Club der Visionäre" um die Ecke gewesen. Dann Besuch von einer Freundin aus Stuttgart bekommen - endlich. Zwei wunderschöne Tage in Berlin und eine zauberhafte Nacht im Sisyphos verbracht - ein kleiner Festival-Ersatz. Gleichzeitig vor ein paar Tagen eine Absage für Medienwissenschaft, dafür aber eine Zusage für Englisch als neues Zweitfach bekommen. Und jetzt liege ich, bei 15 Grad, eingekuschelt in meine Bettdecke in meinem neuen Zimmer, schreibe diese Zeilen und lasse meine Erlebnisse Revue passieren.

Mein erstes Jahr (oder naja, meine ersten elf Monate) in Berlin waren voller Höhen und Tiefen, voller Veränderungen, voller neuer Menschen. So viele glückliche, schöne Momente, so viele liebe Menschen und tolle Orte. Aber ebenso gab es Enttäuschungen, Heimweh, Traurigkeit und Zweifel. Insgesamt liebe ich diese Stadt aber, auch wenn ich durch mein Weggehen auch Stuttgart lieben gelernt habe. Ich vermisse meine Freunde und meine Familie zuhause unglaublich und manchmal packen mich wirklich die Zweifel. Aber ich möchte hier nicht weg, ich möchte nicht zurück. Ich habe schon so viele nette Leute kennen gelernt, so viel Neues erlebt, fühle mich hier zuhause und bin gespannt, was noch kommen wird!
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2 Kommentare

  1. Hallo meine Liebe!

    Es war so schön deinen Text zu lesen! Den hast du wirklich toll geschrieben und ich habe mitgefühlt. Ich stelle es mir auch schwer vor, woanders und dann noch ganz alleine irgendwo hinzuziehen, aber es klingt so, als hättest du alles git gemeistert. Und Heimweh ist wohl völlig normal. Berlin ist wirklich so eine schöne Stadt - und ich mag den Rosenthaler Platz, sowie den Park am Gleisdreieck auch total :-)

    Liebe Grüße!
    Anna :-)
    https://wwwannablogde.blogspot.de/

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  2. Großartig geschrieben, ich habe wieder Lust auf Leben!

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