> Live: System of a down // 13.06.2017 | In pale moonlight

08.07.2017

Live: System of a down // 13.06.2017

Schon beinahe ein Jahr ist es her, dass mein Vater und ich uns Tickets für System of a Down gekauft haben. System of a Down zählt auf jeden Fall zu meinen absoluten Lieblingsbands und da sie kaum Konzerte spielen, mussten wir da natürlich sofort zuschlagen. Das Konzert fand auf der Kindl-Bühne Wuhlheide, hier in Berlin statt. Das Wetter war nahezu perfekt für ein Openair Konzert, zwar regnete es vor Beginn ein bisschen, aber ansonsten blieb es trocken, ein bisschen bedeckt und nicht zu heiß.
Wie immer gab es die ein oder andere Diskussion zwischen Papa und mir bezüglich Anfahrt und Platzwahl. Letztendlich einigten wir uns darauf, nach der Uni los zu gehen, sodass wir pünktlich zum Einlassbeginn dort waren. Nachdem wir ein bisschen gewartet hatten und dann durch die Einlasskontrolle kamen, war das Gelände noch praktisch leer. Und jetzt ratet mal, wer in der dritten Reihe stand!
Nachdem wir uns die Zeit mit Shirt-Kauf, einem Bier, einer Brezel und mit Gesprächen über Konzerte vertrieben haben, fängt pünktlich um sieben die Vorband, "Code Orange" an. Weder mein Vater noch ich kannten die vierköpfige Hardcore Punk Band aus Pittsburgh, wir wussten also überhaupt nicht, was uns erwartet. Ich muss auch zugeben, ich habe mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem was kommt. Als erstes stapft eine lustlos wirkende, zierliche junge Frau mit E-Gitarre auf die Bühne, gefolgt von drei genauso freudlos wirkenden Männern. Und dann geht es los: erstens habe ich noch nie zuvor vier Menschen so böse schauen sehen und zweitens fängt die Frau, Reba Meyers, nach ein paar Takten an zu screamen. Und zwar so richtig. Um uns herum sehe ich nur geschockte und ungläubige Gesichter und auch ich muss drei Mal hinschauen, bevor ich es glaube. Würde ich die Songs zuhause hören, wäre ich der festen Überzeugung, dass da ein Mann screamt. Tatsächlich wechseln Gitarristin und Schlagzeuger sich aber ab, ohne hinzusehen weiß man nicht, welcher Schrei zu wem gehört.
Der Sound der Band ist nicht so ganz mein Fall und sie schaffen es leider auch nicht, die Menschen richtig mitzureißen, aber es ist wirklich ein Schauspiel. Der Bassist lässt keine Sekunde seine böse Miene verschwinden und zeigt dem Publikum immer wieder den Stinkefinger. Reba Meyers ist abwechselnd mit Gitarre spielen, screamen und headbangen beschäftigt, es ist einfach unglaublich anzusehen. Die Leute neben uns witzeln, dass man sie wohl nicht so gerne im Bett hätte. Oder zumindest nur, wenn sie den Mund nicht aufmacht. Verständlich. Irgendwie erinnert mich das Auftreten der Band insgesamt sehr stark an eine Gruppe trotziger Außenseiter auf einer amerikanischen High School... Trotz der bösen Mienen haben wir also bei dem Auftritt ganz schön was zu lachen.

Nach dem Umbau, um etwa zwanzig nach acht, ist es dann so weit: System of a Down kommt auf die Bühne und beginnt die Intro Version von "Soldier Side" zu spielen. Im Gegensatz zu ihrer Vorband wirken die vier Armenier von vornherein voller Energie und guter Laune. Vom ersten Ton an wird das Publikum mitgerissen und, ich kann es nicht anders sagen, rastet völlig aus. Ich sehe meinen Vater zu Beginn des zweiten Songs noch kurz, dann verlieren wir uns aus den Augen, obwohl wir Sekunden zuvor noch nebeneinander standen. Aber kaum legt System of a Down richtig los, fängt auch schon der Moshpit an und wir sind in der dritten Reihe natürlich mitten drin. Nach drei Songs hüpfe sogar ich ein paar Schritte nach links, um nicht von den großen Metal-Typen zerquetscht zu werden. Von da an stehe ich aber wirklich perfekt, ganz vorne links, am Rand des Moshpits, wo die meisten Mädchen sind, die zwar ein bisschen mitmachen, aber nicht gleich zertrampelt werden wollten.  Ich springe, tanze und singe, wie alle um mich rum, die 90 Minuten durch.
System of a Down spielt ziemlich straight forward eine super Auswahl an Liedern (wobei sie zumindest gefühlt auf jeden Fall die Hälfte ihrer gesamten Songs spielten) und machen dabei eine Wahnsinnsstimmung. Und das ohne große Ansagen und Animation, wir sind für die Musik gekommen und die bekommen wir! 
Im Hintergrund auf der Bühne gibt es eine Leinwand, auf der immer wieder Bilder und Eindrücke gezeigt werden. Keine Musikvideos oder ähnliches, sondern Fetzen wie aus Nachrichten und Werbung, Szenen, die die gesellschaftskritischen Texte der Armenier unterstreichen. Die Beleuchtung dazu ist grell und stroboskopisch, wobei dieser Aspekt nicht ganz so eindrucksvoll in Erinnerung blieb, da es draußen ja noch hell ist. 
Mit Liedern wie "Lost in Hollywood" und "Lonely Day" gönnt die Band uns ab und an eine Verschnaufpause. Bei "Radio/Video" fangen alle um mich herum an zu tanzen, ansonsten springen und singen wir bis um 10 durch. Selbstverständlich dürfen auch "Chop Suey!" und "Toxicity" nicht fehlen. Insgesamt ist die Mischung aus den bekanntesten und "weniger bekannten" Stücken perfekt und auch die Abwechslung von Kick-Ass-Power und etwas ruhigeren Songs (wenn man das so sagen kann) stimmt. Und das Schönste ist: die Band scheint dabei mindestens genauso viel Spaß zu haben wie wir. Während seine Bandkollegen rein äußerlich ein bisschen verrückt, eben nach Alternative/Metal aussehen, wirkt Serj Tankian so normal. Er hat Freude an dem was er tut und wirkt dabei aber nicht wie einer dieser Rockstars, sondern total natürlich. Allgemein zieht die Band keine Show ab, sie haben es nicht nötig eine Performance mit Animation hinzulegen. Sie spielen ihre Songs und haben selber Spaß dabei, das ist alles was es braucht, um das Konzert so herausragend zu machen.
Um Punkt zehn ist dann leider Schluss, im Nachhinein habe ich erfahren, dass Open-Air-Konzerte hier unter der Woche nicht länger gehen dürfen. So kommt das Ende ein bisschen plötzlich, was aber auch der einzige zu bemängelnde Punkt ist. Völlig verschwitzt, durstig und halb taub treffe ich Papa wieder und wir sind uns sofort einig: das war das beste Konzert, auf dem wir waren. Und das will wohl was heißen, denn mein Vater war natürlich noch auf ein paar mehr als ich. An dem Abend hat einfach alles gestimmt, eine Wahnsinns Band, die Spaß an ihrer Sache hat, mit den besten Liedern, super Stimmung, perfektes Wetter und die Veranstaltungsstätte ist auch einfach super dafür!
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3 Kommentare

  1. Ahh, die Fotos sind ja echt der Hammer! Hört sich wirklich toll an :)

    Viele liebe Grüße, Julia ☾ | www.serendipityblog.de

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  2. Hammer Konzertbericht!!! Bitte öfter!!!

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  3. Liest sich sehr gut

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